DIE STERNS
Dieser Teil der Ausstellung widmet sich der Familie Stern, die seit dem 18. Jhd. in Geisa/Thüringen ansässig war. Zu sehen sind schriftliche Zeugnisse, historische Fotografien, Dokumente und Briefe des Großvaters Albert Stern, der rückblickend die Zeiten vor Ort, aber auch seinen persönlichen Lebenslauf dokumentierte.
Heimat, Zerstörung, Flucht, Deportation und Neuanfang werden von Albert Stern aus der Perspektive eines Erwachsenen, der seine Jugend in einer Familie, die ein Vieh- und Pferdehandel betrieb, rückblickend erzählt. Als Jugendlicher ist er vor der Gestapo auf der Flucht, während seine Eltern durch die Nazis nach Buchenwald verschleppt werden. Wenige Jahre später hat man sie in den Osten deportiert und ermordet. Ihre drei Kinder konnten aus Hitlerdeutschland fliehen. Die Briefe Albert Sterns, schriftliche Zeugnisse und Dokumente sowie Aufnahmen der Familie, aber auch Fotografien des Stadtarchivs Eisenach zeigen ein zunächst unbeschwertes Leben in Geisa um 1900 bis 1930: die Großfamilie vor ihrem Besitz, junge Leute beim Badeausflug oder vor dem Stadttor mit einer Ziege.
Das Leben ändert sich jedoch, als in Thüringen 1930 eine Landesregierung unter NSDAP-Beteiligung amtiert und ab 1932 das Land von einem Ministerpräsidenten geführt wird, der ein Nazi war. Jüdische Familien werden angefeindet. In ganz Deutschland werden seit Hitlers Machtübernahme 1933 diese immer massiver diskriminiert, später verfolgt und ermordet. So auch die Familie Stern.
Spätestens 1933 weiß Albert Stern, dass er in Geisa nicht mehr sicher ist. Er entscheidet sich für die Flucht. Eine Odyssee führt ihn bis 1938 über das flache Land. Er hat zeitweise Aushilfsjobs bei Bauern oder heuert in Hamburg auf Schiffen an und arbeitet im israelitischen Krankenhaus in Hamburg. Als gesuchter 22-jähriger Jude gelingt ihm die Flucht zwischen Weihnachten und Ende Dezember 1938.
Die Gestapo im Rücken und verwundet überquert er die belgische Grenze. 1939 verlässt er als illegaler Flüchtling Belgien und begibt sich auf das Schiff „Dora“ Richtung Palästina, das zu jener Zeit unter Britischem Mandat stand.
Seine Geschwister und andere Familienmitglieder fliehen nach Palästina und in die USA, währende seine Eltern mit den im Land verbliebenen thüringischen Juden 1942 über Eisenach in die Vernichtungslager deportiert und ermordet werden.
Historische Fotografien halten die Szenen in Eisenach fest. Sie werden heute im Stadtarchiv Eisenach aufbewahrt und bezeugen die Deportationen am helllichten Tag. Zum besseren Verständnis begleiten erläuternde wissenschaftliche Texte die Fotografien.Ein letztes Lebenszeichen der Eltern und der Tante ist in einem Brief vom Roten Kreuz vom Mai 1942 übermittelt. In den 1950er Jahren wurde der Todeszeitpunkt der Eltern und seiner Tante mit 8. Mai 1945 benannt, dem Tag der Kapitulation Nazideutschlands im Zweiten Weltkrieg. Der genaue Todestag kann nicht ermittelt werden, da sie bereits vorher im KZ Belzice in Polen oder in einem der Vernichtungslager der Umgebung ermordet wurden.
Albert Stern war sein Leben lang an Leib und Seele von der Verfolgung durch die Nazis, einer bei der Flucht zugefügten Verletzung sowie vom Verlust seiner Eltern und seiner Heimat gezeichnet. Auch dies beschreibt er in seinen Aufzeichnungen.In Palästina/Israel fand er eine neue Heimat und kämpfte anfänglich in der Hagana, der zionistischen paramilitärischen Untergrundorganisation während des britischen Mandats. Er war von 1942 bis 1946 in der Royal Electrical and Mechanical Engineers (REME) im Einsatz, während seine Frau Esther Stern als Krankenschwester in Italien und Ägypten für die Royal Army im Einsatz war. Im Verteidigungskrieg des neu gegründeten Staates Israel gegen die angreifenden benachbarten arabischen Staaten (1948) diente er, soweit es ihm möglich war, in der israelischen Armee. (In der kämpfenden Truppe dienen, konnte er wegen seiner Verletzung nicht dienen).
Er gründete eine Familie, aus der zwei Söhne hervorgingen und schliff die Steine für die Diamantenindustrie. In seiner Freizeit widmete er sich Briefmarken, Fußball, Geschichte und Politik. Als „Zeitzeuge seiner Zeit“ warf er in Briefwechseln mit der Familie immer einen persönlichen Blick auf die damalige Weltpolitik sowie auf Israel und seine arabischen Nachbarn.
Mit seiner alten Heimatstadt Geisa blieb er stets verbunden. Albert Stern erlag seiner Krebserkrankung am 27. August 1985.
Diese Ausstellung widmet die Enkelin Dikla Stern ihrer Familie und knüpft an politische Ereignisse an. Aktueller denn je mahnt die Künstlerin zur Wachsamkeit:
„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“
(August Bebel)
ALBERT STERN IN EIGENEN WORTEN ÜBER SEIN LEBEN
Ich wurde als Sohn des Vieh und Pferdehändlers Adolf Stern und seiner Ehefrau Sitter … in Geisa in Thüringen geboren. Meine Kindheit und Jugendjahre verbrachte ich ausschließlich in diesem Städtchen. Meine Eltern waren wohlhabende und sehr angesehene Bürger. Sie waren Bürger von Geisa und lebten in bester Freundschaft mit den christlichen Nachbarn …
… Bis zum Jahre 1932 ging alles in normalen Bahnen. Die Krise und wirtschaftliche Unruhen berührten kaum dieses kleine Städtchen.
1930, Thüringen: erste Landesregierung
unter Beteiligung der Nazis
Dann, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, kam es auf einmal auch zu uns nach Geisa. Frick wurde thüringischer Innenminister und die ersten Nazis zogen in Geisa ein. Auf dem Gymnasium machte es sich ebenfalls bald bemerkbar. … Es begannen die ersten Reibereien, denen ich noch…
HITLERS MACHTERGREIFUNG
30. Januar 1933
Anfang 1933 war für mich der Tag gekommen, an dem ich meinen Plan zu studieren aufgeben musste. Ich muss aber hier trotzdem erwähnen, dass es nur ein kleiner Teil war, der anfing, diese Provokationen durchzuführen. Aber es gelang ihnen mit Hilfe eines oder zweier Lehrer, mich zum Aufgeben meines Studiums zu zwingen. Hitler war nun Reichskanzler geworden. Nie zuvor hat man in Geisa einen Schichtwechsel in der Reichskanzlei so spürbar vernommen wie jetzt. Meine Zukunft wurde für mich und meine Eltern ein großes Fragezeichen. Die wirtschaftliche Lage meines Vaters wurde von Tag zu Tag schlechter.
BOYKOTT JÜDISCHER GESCHÄFTE
1. April 1933
Der 1.April-Boykott tat das Seinige. Mit einem alten Fahrrad und einer kleinen Ausrüstung fuhr ich durch die Dörfer von Hessen, Westfalen und Rheinland und suchte und fand auch Arbeit als Knecht, Gärtner oder Aushilfe. … Im Alter von kaum 17 Jahren war ich gezwungen, 75 kg schwere Säcke zu tragen. Ich wurde sehr ausgenutzt und arbeitete für einen Hungerlohn von früh bis spät. Meine Gesundheit begann unter der Last der schweren Arbeit zu leiden und so fiel ich eines Tages zusammen. …
… Bei einem der Bauern, bei dem ich Arbeit fand, wurde ich von einem sehr nahen Knechte der Rassenschande bei der Gestapo denunziert…. Mitten in der Nacht verließ ich so schnell ich nur konnte das Dorf. …
In der Nähe von Paderborn arbeitete ich für kurze Zeit bei einem Schweinezüchter. Außerdem … Wochen bei der Ernte beschäftigt. Nun begannen sich bei mir Schmerzen spürbar zu machen. Meine Beine und der Rücken taten mir weh… So beschloss ich, wieder einmal nach Hause zu fahren. Ungefähr nach acht Tagen musste ich Geisa verlassen.
Ein ehemaliger guter Freund von mir klopfte bei Nacht an das Fenster des Schlafzimmers meiner Eltern. Zu meiner Mutter, die das Fenster öffnete, sagte er leise, dass die Gestapo am anderen Tag mich in ein Lager bringen will. Mit Tränen in den Augen packte mir meine Mutter meine Sachen und im Nu war ich schon wieder unterwegs…
GEHETZT VON DER GESTAPO
Gehetzt von dem Gestapo-Gespenst ging es wieder von Ort zu Ort und so kam ich in die Nähe von Köln. In einem Umschulungslager in Urfeld arbeitete ich als Gärtner. Zu dieser Zeit begann ich auch nervös zu werden. Ich litt an Schlaflosigkeit und hatte Albträume. Ich war furchtbar verzweifelt. Außerdem wurde die Lage meiner Eltern noch schlechter. Die Briefe, die ich von zu Hause erhielt, waren sehr traurig. Ich wusste keinen Ausweg.
SEEMANN
… Durch Zufall erfuhr ich, dass es in Hamburg eine Möglichkeit gab, zur See zu fahren. So kam ich im Sommer 1937 nach Hamburg und begann für kurze Zeit als Eleve bei den „Schlepper-Dampfschiffen Roy Borchert“ zu arbeiten. Ich war ein junger Mensch und trotz meines Leidens voll von Hoffnung. Die Seeleute, mit denen ich in Berührung kam, waren hilfsbereit und freundlich. Und ich fühlte mich bald wohl, trotzdem die Arbeit anfangs für mich ungewohnt war. Nach einigen Wochen wurde ich auf einem Hochseedampfer als Trimmer angeheuert.
MORDANSCHLAG AUF HOHER SEE
… Nordspanien, ein Zwischenfall, der mir die Gefahr, in der ich schwebte, ernstlich vor Augen führte. Es war nach Mitternacht, nach meiner Wache. … Wellen kamen stoßweise über das Schiff … hielt mich an der Reling fest und kam schwer nach vorne. Plötzlich öffnete sich die Relingsklappe … und ich fiel über Bord. Ein kleines Stück Strick, das über Bord hing, wurde mein Retter. … bevor ich gänzlich vom Wasser von der Relingsklappe gespült wurde. …
… stand kurz danach vor dem Käpt’n, der sofort den Bootsmann rufen ließ. Derselbe behauptete, dass … die Relingsklappe vorschriftsmäßig befestigt habe.
… keiner gewagt, irgendeine Meinung zu äußern. Aber in den Augen einiger konnte man feststellen, dass es eine „geschobene Sache” war … Einige Zeit später erfuhr ich von dem tragischen Tode zweier jüdischen Seeleute. … Ich fuhr trotzdem weiter zur See. Im Herbst 1938 war endgültig Schluss. Als Jude konnte ich kein Schiff mehr bekommen.
SCHLOSSER IM JÜDISCHEN KRANKENHAUS
… bekam ich Arbeit als Heizer und Hilfsschlosser. Es war mein letzter Arbeitsplatz und Aufenthalt in Deutschland und voll von tragischen Erlebnissen, die ich nie im Leben vergessen werde … Die Tragödie des jüdischen Arztes Dr. Hoffmann, der wahnsinnig wurde.
Die Verhaftung des jüdischen Chirurgen Prof. Israel und von Prof. Rosenthal. Die Razzien der Gestapo und die Jagd nach Juden. Eines Tages war ich nur noch der einzige Jude im Krankenhaus. … Alle jüdischen Männer waren schon verhaftet. Ich konnte es nicht mehr aushalten, aber meine Verantwortung …
LETZTE TELEFONGESPRÄCH MIT MUTTER
WELCHER FLUCHTWEG?
… begann im Hafen nach einem Schiff zu suchen, mit dem ich wegfahren konnte. Es vergingen Tage und Nächte. … Die Gestapo hatte ein Auge auf alle Schiffe und Bewegungen im Hafen. … eine Maus in der Falle… Ich hörte von einer Möglichkeit über die Grenze nach Holland und Belgien. So verließ ich dann Hamburg eines Tages, mit dem Ziel, diesen letzten Ausweg zu versuchen.
… fuhr nach Köln. Dort traf ich noch mehrere Juden, die mir sagten, dass die Flucht über die Grenze mit sehr viel Ausgaben verbunden sei. … wieder am Ende aller meiner Weisheit.
FLUCHT AUF EIGENE FAUST
… jetzt nur noch die einzige Möglichkeit, diese Flucht auf eigene Faust zu unternehmen. Zuerst fuhr ich nach Aachen. Von dort mit der Straßenbahn an die holländische Grenze wäre ich bald der Gestapo und der Feldpolizei in die Hände gefallen. … war in einer gefährlichen Lage und wusste keinen Ausweg mehr. Wieder saß ich in Köln….
… kaufte mir eine Landkarte und versuchte anhand dieser, mich einigermaßen zu orientieren. Viele Juden, die die Gelder hatten, für die Flucht zu zahlen, konnten nicht weiter . Die Grenzführer nahmen das Geld und ließen diese Menschen aufs Geratewohl unterwegs alleine. Die meisten kamen verzweifelt zurück. Ohne Geld und ohne Hoffnung. So versuchten diese Leute ihr Glück aufs Neue. In dieser Lage sah ich für mich nur einen Ausweg: Mein Glück alleine zu suchen. Einen Weg zurück gab es nicht mehr.
RICHTUNG GRENZE IN SCHNEE UND EIS
Es war sehr kalt und es lag viel Schnee. Der Weg war sehr ungewiss und schwer. Mein Geld ging zur Neige und dann kam der Tag. … war mit dem Zug in Richtung Trier. Unterwegs stieg ich in einen Zug einer Nebenstrecke um … musste an einer der Stationen dieser Strecke aussteigen … musste sehr ruhig bleiben, um nicht aufzufallen. Die Gegend war sehr stark bewacht.
… keinen Ausweg mehr und musste den Weg bis zum Ende gehen. Vom Bahnhof aus schlug ich einen Weg ein, der nach meiner Orientierung in die Gegend der Grenze führte. Bald musste es Nacht werden. … auf der einen Seite des Weges Panzergraben und auf der anderen eine Waldung. … links halten, in den Wald hinein. …, wie viel Uhr es war, … Der Energieaufwand und die Nervenanspannung waren sehr groß….
VON EINEM SCHUSS GETROFFEN
… arbeitete mich schwer vorwärts und plötzlich … vor einem Drahtgitter. … war zu einer Lichtung gelangt und ging am Gitter entlang. Auf einmal hörte ich einen Schuss. … Vorwärts unter dem Gitter kroch ich zur anderen Seite. Und wieder begann es zu schießen, aber jetzt schnell aufeinander folgende Schüsse. … Ich begann um mein Leben zu laufen. Erst später spürte ich einen Schmerz in meiner linken Hand und sah Blut an derselben. …
… ganz fern … ein Licht … wusste nicht, wo ich mich befand. Wie viel Stunden war ich schon unterwegs? Meine Beine begannen mir sehr zu schmerzen, ebenfalls mein Rücken. Nur nicht jetzt versagen! Das war meine Losung. Der Kopf tat mir auch weh. Die Schneewehen störten mich sehr und die Wunde an meiner Hand begann mir stärker zu schmerzen. Meinen Schal band ich mir um die Hand . Auf einmal stand ich vor einer Landstraße. Oder war es ein Feldweg? Wo …?
IN BELGIEN
… suchte nach Wegzeichen. Stimmen waren hörbar. Sollte ich den Weg überqueren? … sah noch immer das Licht vor mir. Es war etwas näher gekommen. … zog mich von dem Wege zurück in den Wald und bald entdeckte ich 2 Männer auf dem Wege gehend.
Nun geschah mir etwas Unglaubliches, das ich nie in meinem Leben vergessen werde: Die beiden sprachen ein Flämisch. Ich stand an einem Baum und begann zu weinen und ich zitterte am ganzen Körper vor Freude und Aufregung. Also hatte ich es geschafft.
NEUE GEFAHR
Aber wie … verhalten? … musste weiter . … Ich habe schon in Köln gehört, dass die belgische Feld- und Grenzpolizei auch jüdische Flüchtlinge aufgreift und wieder nach Deutschland zurückschickt. Es war also noch nicht vorbei. Vorsichtig ging ich auf das Licht zu und entdeckte bald, dass es aus einem Bauernhaus kam, das am Rande eines Dorfes stand, erhöht auf einem Hügel. … .
VON DORF ZU DORF
Wie komme ich nach Antwerpen? Wahrscheinlich musste es bald Tag werden. … ich bin einige Male um das Dorf gelaufen. Mein Orientierungsvermögen verließ mich …. musste warten bis es Tag wurde. Es war sehr kalt und frostig … todmüde und hatte schon den Zeitbegriff vollständig verloren. … sah Spuren vom Schlitten, von Pferdehufen, auch Spuren von Autoreifen … mich von dem Dorf zu entfernen und ging den Spuren nach.
Und dann begann es zu tagen und ich sah vor mir wieder ein Dorf. Es war größer als das erste. … wagte es … in das Dorf zu gehen. Die Glocken begannen zu läuten und Menschen gingen zur Kirche. Also war es sechs oder sieben Uhr. Was konnte schon passieren, wenn ich einen alten Mann nach dem Weg fragte?
DIE VORLÄUFIGE RETTUNG
Und wirklich hat er mich bald verstanden. Er wusste, mit wem er zu tun hatte. Anstatt zur Kirche zu gehen, ging er mit mir in eine Garage. Was ein Glück. Vor Freude vergaß ich alle Schmerzen und Sorgen. Wäre ich ein frommer Mensch gewesen, dann hätte ich in diesem Moment meine Hände und Augen zum Himmel erhoben und gebetet. Ich war gerettet! in der Garage brach ich vollständig zusammen. … riss mir meine Kleider vom Leibe, denn es wurde mir auf einmal sehr warm. … fühlte auf einmal Schmerzen in der Hand. Ein Mann kam und fragte mich, wo ich hin wollte.
Antwerpen
Wie ich nach Antwerpen kam, kann ich nicht sagen. Jedenfalls brachte mich der Mann hin. Er setzte mich beim Flüchtlingskomitee ab, in einem Zustand vollständiger Erschöpfung. Mit großer Mühe … gehen und reden … bekam hohes Fieber und man half … so gut man eben konnte. … nicht rühren und war hilflos wie ein kleines Kind. Ein junger Mann aus Antwerpen war es, der sich sehr um mich kümmerte. Er brachte mich zu einem Arzt.
Ein junges Fräulein, die heute meine Ehegattin ist, gab mir zu essen. Später erzählte diese mir über den Zustand, in dem ich mich damals befand. Der Aufenthalt in Antwerpen war für mich sehr auftreibend. Das Flüchtlingsleben … krank … und später, da es mir verboten war, als Flüchtling Arbeit zu suchen, wurde ich sehr nervös.
Überfahrt
Sommer 1939
Im Sommer 1939 verließ ich Antwerpen, wiederum illegal auf einem kleinen Schiff in Richtung Palästina. Über diese Fahrt mit den Gefahren und Strapazen könnte ich ein Buch alleine schreiben. Ungefähr waren wir auf dem Schiff von 1200 Tonnen 900 bis 1000 Menschen.
Ich bestieg das Schiff in Antwerpen, nachdem ich 8 Monate gewandert war, sehr mager. Nach etwa 5 Wochen verließ ich dasselbe als Skelett. Ich hatte nur Haut und Knochen.
In Palästina
Mein Vorhaben war es, in Palästina weiter zur See zu fahren. Aber … gesundheitlicher Zustand ließ dieses nicht zu. In einer Gemeinschaftssiedlung bei Haifa … einigermaßen gesund gepflegt. Aber diese Pflege ging auf Kosten der Mitglieder der Siedlung. … Mein Bruder, der damals schon im Land war, bat mich zu ihm zu kommen. … hatte noch Fieber, … Nach einigen Wochen guter Kost und Pflege … tatsächlich wieder gesund.
Das letzte Lebenszeichen
Unterdessen begann der Krieg und die Verbindung zu meinen Eltern wurde vollständig abgeschnitten. Im Jahre 1942 … zum letzten Mal ein Lebenszeichen von ihnen. Ein Brief vom Roten Kreuz. Das war es. Das Ende meiner lieben Eltern war nahe und was konnte ich tun?
Royal Army
… war eines klar: … konnte nicht sehen, wie meine Lieben zu leiden hatten. Deswegen … Militärdienst der britischen Armee. Da ich eben nicht gesund war, wurde ich auch nicht felddienstfähig. Der Dienst und die Arbeit, … waren nicht immer leicht, … versuchte aber ständig meine Pflicht zu tun. …
Heirat
… meine Gattin ausführen. Dieselbe fuhr zusammen mit mir im Jahre 1939 illegal nach Palästina, heute Israel. Wir waren noch nicht verheiratet. Aber ihr Verhalten mir gegenüber war meine Rettung. Während all meiner Krankheiten und Leiden pflegte sie mich und wie ich heute sagen kann, stellte mich immer wieder auf die Beine. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich wieder zu Kräften kam und arbeiten konnte. Im Jahre 1940 heirateten wir. Ich war damals in einem Zustand, …
Spätfolgen der Verletzung
… im Jahr 1946 vom Militär entlassen wurde, … Schleiferei lernte ich, konnte es aber nicht aushalten. ich war zu nervös und die linke Hand, deren Mittelfinger durch den Schuss gelitten hat, war nicht in der Lage, ihre Aufgabe auszufüllen. … Unterdessen begannen die Unruhen. Ein Sohn wurde geboren …
… Mai 1948 … wieder Soldat bei der israelischen Armee. Auch dort (in diesem Verteidigungskrieg Israels gegen die arabischen Staaten, Anm. des Editors) … Hilfsdienst tätig und nie Soldat. …